Normal 0 false false false DE-AT X-NONE AR-SA Mhhh, warmes Seewasser!
Es geht wieder auf große Fahrt. Diesmal führt uns das unstillbare Verlangen nach dem kühlen Nass westwärts in das gut 350km entfernt gelegene Lofer, dem Revier des SKC. Wir, Marcel, Fiona und Philipp, folgen damit dem Aufruf von Lorenz, der uns freundlicherweise eingeladen hat an einem Sicherheitstraining des Salzburger Kajak Club teilzunehmen. Und da Lofer für einen Tag allein doch zu viel Diesel verschlingen würde wird der Besuch auf zwei Tage verteilt. Dann fällt das Verhältnis von verbrauchten Litern Treibstoff zu gepaddelten Flusskilometern etwas besser aus. Und so kommt es, dass wir am Vortag die Königsseer Ache befahren.
Am Freitag den 17.07. fahren wir gegen Mittag aus Kottingbrunn los und schlagen uns über den Semmering und das Ennstal bis nach Berchtesgaden durch. Apropos „Schlagen“. Niederschlag gabs unterwegs auch jede Menge. Während sich das Auto über drei gründliche Unterbodenwäschen freuen durfte stieg der Pegel der Königsseer Ache auf über unfahrbare 30m3/s. Bis zu unserer Ankunft am Ausstieg bei der Watzmann Therme hatte sich der Pegel wieder beruhigt und zur Abwechslung gabs sogar Sonnenschein. Die Wolken im Hintergrund ließen aber befürchten, dass dieser nicht von langer Dauer war. Während wir auf Lorenz und Marcel warten, treffen wir auf Flo. Wir packen die Boote zusammen und fahren Richtung Einstieg direkt unterhalb des Wasserfalls beim Königssee. Dort treffen wir auf Lorenz und Marcel, die zur Freude aller Anwesenden auch den Regen wieder mitgebracht haben. Halb angezogen und vom berühmten Salzburger Schnürlregen durchnässt, überkommt mich das Hochgefühl meinen Kendo anstatt des Saltos zu wassern. Lorenz fährt ja auch im kleineren Antix. Flo fährt ebenfalls… Halt, an ihm sollte ich mich wohl nicht messen. Für ihn ist der Ripper das große Boot.
Fiona und Marcel bleiben bei ihren Schlachtschiffen und steigen nach einem kurzen vorsichtigen Blick auf den Wasserfall weiter unten ein. Ich folge Lorenz und Flo durch einen steilen bewaldeten Hang hinunter zum Wasser. Die Walzen, die sich vor uns aufbauen stellen meine Bootswahl etwas in Frage. Lorenz fährt vor. Ich beobachte wie sein Boot zwischen Horizont und Wellenbergen verschwindet. Jetzt bin ich an der Reihe. Für das Einschwingen bleibt nicht viel Platz. Kurz darauf folgt nämlich schon die erste Welle, welche mein Boot gefühlte 10cm tiefer setzt. Ich fühle mich wie in einem Low-Rider. Ich quere zum linken Flussufer, weil dort das Wasser tiefer sein soll. Dabei trifft mich von rechts ein Stein und verursacht mir einen kurzen Schreckmoment, als mein Boot ungewollt zu Kanten beginnt. Es lässt sich aber schnell wieder einfangen. Die nächsten 100m fühlen sich wie eine scharfe Meeresbrandung an. Schaumkronen besetzte Wellenberge- und Täler schaufeln Wasser gleichermaßen von vorne wie von hinten auf das Oberdeck. Ohne bewussten Blick zum Ufer hat man das Gefühl, als ob man auf der Stelle paddelt.
Hinter der ersten Brücke tauchen dann Marcel und Fiona in der Ferne auf. Die Wuchtwasserpassagen gehen nun etwas zurück und plötzlich hat man das Gefühl die Stromschnellen weiter oben nicht ausgiebig genug genossen zu haben. Die nächsten Highlights sind eine Fußgängerbrücke mit Schwallwasser und eine flache Wehr hinter einer zweiten Holzbrücke. Eindrucksvoll gestaltet sich auch der Zusammenfluss zwischen Königsseer und Ramsauer Ache. Der Kontrast zwischen klarem Seewasser und milchig trübem Schmelzwasser ist geradezu unwirklich, der Temperaturunterschied beinahe schmerzhaft. Der Bach ist aufgrund der unterschiedlichen Dichten in zwei verschieden farbige Hälften geteilt. Das nachfolgende Stufenwehr beendet dieses Naturschauspiel und sorgt bei den Paddlern für einen letzten großen Adrenalinschub. Kurz darauf folgt auch schon der Ausstieg.
Danach kommen die Boote aufs Dach und es geht ab Richtung Lofer. Das Zelt sollte, wenn möglich, noch halbwegs im Hellen aufgebaut werden. Das Abendessen kommt aber leider dazwischen. Immerhin ist es von oben trocken, als wir das Zelt in die nasse Wiese setzen. Pünktlich mit dem letzten eingeschlagen Haring kommt Matthias mit dem Gute-Nacht-Bier daher. Im Zelt eingekuschelt versucht man möglichst nicht daran zu denken, dass man sich morgen wieder in demselben nasskalten Neopren hineinzwängen muss. Stattdessen ärgert man sich darüber, dass man im Süden Wiens leider keinen so knackigen Trainingsfluss vor der Haustür hat. Ist schon schön hier. Und das Wetter erst.
Euer Paddelclub Pernitz