Der Herbst schlägt zurück
Nur eine Woche nach der ersten Skitour hat sich der Winter wieder jenseits der 2000 Höhenmetermarke zurückgezogen. Anstatt Regen und Schnee im Übermaß bestimmen nun entweder dichter Nebel oder grenzenloser Sonnenschein das Wettergeschehen. So schnell wie der Schnee gefallen war, so schnell zerrinnt er nun wieder. Die kurvigen Pegelverläufe der letzten Tage sind Beweis für die untertags zunehmende Schneeschmelze.
Bis zum Nationalfeiertag hat die Sonne bereits große Löcher in die Schneedecken der Berghänge gefressen. Was die schrumpfende Schneedecke am Berg an Felsen und Steinen freilegt, lässt das Schmelzwasser in der Schwarza wieder unter Wasser verschwinden. Die Singerin zeigt einen Pegel von 153cm. In Gloggnitz liegen sogar hervorragende 176cm zu Buche. Lorenz, Beate, Philipp, Fiona und Julian nutzen daher noch die letzten Ausläufer der Schneeschmelze für eine gemütliche Herbstfahrt durch das goldene Höllental.
Der Start erfolgt gegen 11:30 beim Parkplatz der ehemaligen Singerin. Über die Schotterbank des Nassbachs geht es die letzten Meter bis zur Mündung ohne gröberen Steinkontakt in die Schwarza. Ein selten gutes Gefühl, so weit weg vom steinigen Untergrund zu sein. Auch die inzwischen berühmt berüchtigte erste S-Kurve scheint heute so leicht wie noch nie. Die stark angeschwollenen Wellen lassen sogar eine kurze Spielerei zu. Auch die breite Steinstufe weiter unten verlockt zum Unterschneiden.
Danach schiebt einen die Schwarza beinahe mühelos zwischen den von der Sonne in Gelb getauchten Hängen von Rax und Schneeberg hindurch. Zwischendurch entledigen vereinzelte Windböen die Bäume ihrer Farbenpracht und erfüllen die Luft mit orangen, roten und braunen Farbfetzen. Bis zur Freiheit wird so gut wie keine Möglichkeit zum Surfen ausgelassen. Stromschnellen, Abfälle und Walzen schaufeln kübelweise Wasser übers Bootsheck und lassen den Bug in die Lüfte steigen.
Kurz vor der Schlüsselstelle werden die ausgelassenen Spielerein zurückgefahren. Julian übernimmt die Vorhut. Philipp und Lorenz nehmen Beate in die Mitte fahren im Geleitzug durch die Freiheit. Steinkontakt ist heute nicht zu erwarten. Stattdessen sind Wuchtwasser und Wellenberge die vorherrschenden Elemente. Mit Fiona als Schlusslicht verlassen wir die Schlucht wieder und treffen beim Weichtalhaus wieder auf gewohnt ruhiges Flachwasser. Bis zum Hochsteg ergibt sich noch die ein oder andere Walze in der man gekonnt sein Boot versenken kann. Die Welle direkt beim Hochsteg ist aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit nur schwer zu erwischen.
Die restlichen Kurven bis Kaiserbrunn sind heute eher von landschaftlichem als von kajakspezifischem Interesse. Aufgrund des sinkenden Angebots an attraktiven Kehrwässern macht sich nun auch das kalte Schmelzwasser in den Händen bemerkbar. Am Ausstieg bleiben von dieser eher unspektakulären Ausfahrt dennoch zahlreiche Herbstimpressionen und ein Krampf im linken Oberschenkel. Kein Wunder nach fast 2,5 Stunden voller Kehrwasserkunststücken. Schöner kann man den Nationalfeiertag wohl kaum verbringen.
Euer Paddelclub Pernitz