Wenn die Paddelveteranen rufen
Wir kennen sie doch alle. Die heimlichen Zuhörer der Chatgruppe. Sie lesen zwar aber schreiben nur selten bis gar nicht. Sie sind die stillen Wächter der Chatverläufe. Neutral bis zuletzt und ohne Bedürfnisse sich in das Nachrichten-Gemetzel aus Ü40-Witzen, Pegelinfos und Paddelfotos einzumischen. Und wenn man sie nicht persönlich kennen würde, könnte man gar an ihrer Existenz zweifeln. Und doch gibt es sie: Die Nachrichten der verschollen Paddelmeister.
Zwar werden sie nicht als holographische Videonachrichten per Astro-Drioden in schrottreifen Flugobjekten durchs All verschickt, lösen aber bei dem Empfänger trotzdem teils ähnlich hohe Erwartungshaltungen aus: „Hat morgen wer Lust und Zeit auf der Schwarza mit mir zu fahren.“ Eine schier simple Anfrage, die aber aufgrund ihrer Kürze, ihres Absenders und ihres Datums durchaus für Aufregung sorgt.
Warum am Montag? Ist das Wetter morgen schön. Ist der Pegel vielleicht besonders? Aber warum so spät? Ist es kurzfristig geplant? Oder wollte man nur nett sein und aufgrund der späten Nachfrage eigentlich eh keine zusätzliche Begleitung? Aber es ist Manfred! Warum hat Manfred Zeit zum Bootfahren? Ach ja, am Unterberg ist Ruhetag! Deswegen hat Manfred hat Zeit zum Bootfahren! Kurze Zeit später folgt der nächste journalistische Bombeneinschlag. Sigi schafft es zeitlich auch. Ok, ruhig bleiben, es passiert. Sie sind beide dabei. Es passiert. Sie gehen wieder paddeln!
Da ist es beinahe selbstverständlich, dass man am Montag kurzerhand seinen Wochenplan umschmeißt, um am Dienstag 3 Stunden früher aus der Arbeit verschwinden zu können. Wenn Manfred und Sigi schon ausrücken, muss man das nützen. Letzten Endes fanden sich mit Lorenz, Beate und Philipp insgesamt fünf Paddler für einen gemütliche After-Work Run auf der Schwarza zusammen. Start sind wie üblich die letzten Meter des Nassbachs neben der ehemaligen Singerin. Als Ausstieg peilen wir Kaiserbrunn an.
Gegen 16:00 treffen alle Teilnehmer bei der Nassbachmündung zusammen. Bei strahlend blauem Himmel und tiefstehender Sonne rutschen wir samt Boot die steile Uferböschung hinab. Der Wasserstand ist nicht berauschend, reicht aber aus, um ohne groben Steinkontakt weiter in die Schwarza zu treiben. Der mittelmäßige Wasserstand von 148cm am Pegel Singerin macht sich gerade in den ersten beiden Kurven bemerkbar, wo sich das kostbare Nass zweiteilt und man nur einen begrenzten Teil der Wassermenge als Auftrieb nutzen kann.
Nach der ersten Kurve bietet die Schwarza erneut einen unschlagbaren Mix aus gut gefüllten, aber noch nicht abgesoffenen Spielstellen. Stein um Stein, Kehrwasser um Kehrwasser bietet der Flusslauf Möglichkeiten für technische Spielereien, Pirouetten und den ein oder anderen „Mistery Move“. Fototechnisch liefern sich das saftige Grün der erwachten Natur mit den gleißenden Sonnenstrahlen ein Gerangel um den schönsten Hintergrundeffekt
Erst am Ende der gut gefüllten Freiheit verschwindet die Sonne dauerhaft in den nun bereits zu steilen Flanken der angrenzenden Rax. Hochsteg und umliegende Spielstellen werden im Schatten überwunden. Am Ausstieg sind nur mehr vereinzelte Felsflanken der Schneeberg Westseite ins Sonnenlicht getaucht. Der Abend nähert sich Rasch. Die Zeit verstreicht leider viel zu schnell, bei so würdiger Beendigung eines Werktages. Es lohnt sich doch immer dem Aufruf der Paddelveteranen zu folgen. Bis zum nächsten unverhofften Aufruf.
Euer Paddelclub Pernitz