Normal 0 false false false DE-AT X-NONE AR-SA Finnischer Nu Metal oder ukrainischer Electro-Folk?
Endlich wieder ein Wochenende in Wildalpen. Sehnsüchtig haben wir schon dem Ende dieses wochenlangen Lockdowns entgegengefiebert. Monate voller verregneter Wochenenden und feuchtnasser Witterung lockten uns Fließgewässer-Fahrer mit Pegelständen wie die Gesänge der Sirenen. Und so verführerisch die Bäche auch waren, am Abend ging es für alle wieder nach Hause. Keine Unterkunft, keine Wirtshäuser. Bis jetzt!
Seit gut einer Woche darf wieder übernachtet werden! Und endlich darf auch wieder ins Wirtshaus gegangen werden. Nicht, dass das Essen das zentrale Element unserer Motivation für eine Ausfahrt nach Wildalpen wäre, aber ein anständiges Abendessen, nach einer ausgiebigen Paddelei gehört einfach zu Wildalpen dazu, wie das Regenwetter zu Pfingsten. Apropos Regenwetter. Natürlich regnet es, als wir losfahren. Es ist Pfingsten. Hinter dem Niederalpl lässt der Regen aber bereits langsam nach und als wir im Kajakshop ankommen herrscht bereits strahlender Sonnenschein.
Wir wollen das Wochenende nutzen, um Boote zu testen. Ein Ripper Small steht auf unserer Wunschliste. Zu unserem Pech wurde das Testboot aber gerade von den zwei Herren vor uns in der Schlange aufgekauft. Mist! Oder doch Glück im Unglück? Denn als Alternative wird uns der neue ZET Chili angeboten. Neu, ungebraucht und ohne Kratzer. So hübsch wie jetzt, wird er vermutlich nie wieder aussehen. Wir nehmen den Chili dankend mit und schnallen ihn aufs Autodach bevor wir uns zum Treffpunkt beim Campingplatz aufmachen.
Unterwegs zum Einstieg in Fachwerk gabeln wir noch zwei Mitglieder des SKC auf. Somit wächst die Größe unsere Gruppe auf acht. Eva, Lorenz, Tobi, Steffi, Philipp, Fiona, Julian und Yasmin markieren somit die bisher teilnehmerstärkste Ausfahrt der heurigen Saison. Und das bei einem hervorragenden Pegel von 181cm in Wildalpen. Es ist angerichtet. Lorenz, Julian und Yasmin wählen erneut die steile Bootsrutsche als Einstieg. Dieses Mal ist sich auch Julian nicht mehr zu schade um seinen Bootsrumpf. Das Verlangen nach Adrenalin überwiegt die Sorge vor weiteren Kratzern im neuen Boot.
Die Fahrt beginnt klassisch, wie es ich für die Salza gehört. Kehrwasser um Kehrwasser arbeitet man sich gemeinsam hinunter und hütet sich dabei auch nur eine einzige brauchbare Welle auszulassen. Bis zur Moosrutsche sind wir bereits ideal aufgewärmt. Der anschließende Lawinenschwall präsentiert sich auffallend reißerisch. Einem verpassten Kehrwasser geschuldet treibe leider zu schnell hinunter. Dafür herrscht am Sprungfelsen heute idealer Wasserstand. Selbst Fiona wagt sich, mit neuem Boot bewaffnet, darüber.
Auch auf der übrigen Strecke zeigt sich Fiona ungewohnt weit weg von ihrer sonst eher trockenen Linienwahl. Das Boot weckt eine neue draufgängerische Seite. Kurz unterhalb der Wasserlochklamm treffen wir auf eine fremdpaddelnde aber bestens gelaunte Barbara. Wir legen eine kurze Pause zum Plaudern ein, bevor wir wieder getrennt weiterziehen. In der langen Gasse gönnen wir uns dann eine etwas längere Pause bevor wir in die Plafauer Schlucht einfahren. Tobi und Philipp nutzen die Gelegenheit und wagen auch ein paar Schläge im neuen Chilli.
In der Schlucht selbst herrschen dank des guten Wasserstands heute beste Bedingungen. Wuchtwasser umringt von scharfen Kehrwässern, leichten Strudeln und komplexen Verschneidungen lassen die Herzen höherschlagen. Das Kajak wird zum U-Boot. Kurz unterhalb der Kernleiten grüßt uns schon wieder ein bekanntes Gesicht. Erneut ist Barbara. Nur diesmal fehl ihr etwas. Die gute Laune, sie ist verflogen. Vermutlich liegt sie irgendwo zwischen ihrem Paddel oder ihrem Boot. Die hat sie nämlich auch nicht mehr bei sich. Sichtlich fertig von mehreren Runden in einem Kehrwasser klettert sie die Schlucht aufwärts, zu Fuß.
Ihre Paddelkollegen sind bereits mit Suchen und Bergen des abtrünnigen Equipments beschäftigt, sodass wir nicht mehr als ein obligatorisches: „Kopf hoch!“ beisteuern können. Ich bin gespannt, ob sie auch die gute Laune wieder aus dem Wasser ziehen werden. Am Ausgang der Schlucht passieren wir dann jenen Kollegen, der zumindest ihr Paddel wieder gefunden haben dürfte. Kurz darauf gewinnt Julian am letzten Sprungfelsen der Strecke den Titel: „Mystery Move des Tages“. Was auch immer im nachfolgenden Loch passiert ist, muss spektakulär ausgesehen haben. Leider war ich außer Sichtweite und kann mich nur der Jurywertung der anwesenden Augenzeugen beugen.
Noch auf der Rückfahrt im Auto bekomme ich geschildert wie Julian in weiß-Gott-welcher nicht physikalisch üblichen Orientierung aus dieser Walze wieder ausgespuckt wurde. Klingt zumindest plausibel. Sein Fahrstil würde zu solch einer Beschreibung passen. Am Einstieg genehmigen wir uns einen kühlen Radler bevor wir uns im Gastgarten der Grabnerin zum Essen treffen. Dunkle Wolken, tiefe Sonne und Witze vom ungarischen Kellner auf Kosten von Fiona. Es fühlt sich, als wären wir nie weg gewesen.
Den Abend verbringen, auch dem einsetzenden Regen geschuldet, nicht klassisch vorm Lagerfeuer, sondern vorm Fernseher. Das Finale des Eurovision Song Contest steht läuft gerade. Der Radler ist eingekühlt und die Regeln fürs Bingo sind festgelegt. Nach dem dritten Song sind die imaginären Bingokarten bereits alle voll und so wandelt sich der ESC zu einem einfachen Trinkspiel. Zu viel Windmaschine, zu viel Feuerregen, zu viel Glitzeroutfits und zu viele halbnackte Backgroundtänzerinnen. Musik ist, wie die meisten Male, eigentlich Nebensache.
Die Ausnahme sind Beiträge wie jene der finnische Nu Metal Band. Auch der ukrainischen Electro-Folk bietet eine angenehme Ausnahme von den sonst so talentbefreiten Beiträgen manch anderer Länder. Gegen 23:00 ist die Tortur dann vorbei. Das Voting lassen wir aus. Wir heben uns die enttäuschende Nachricht für morgen auf. Unsere Favoriten werden vermutlich ohnehin nicht unter den Top-Plätzen zu finden sein. Während draußen der Regen aufs Dach prasselt, hoffe ich noch insgeheim, dass der nächste ESC in Finnland oder der Ukraine stattfindet. Bin schon gespannt auf morgen.
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Was auch immer das heißen mag. Auch wenn ich keine Ahnung habe von was die Italiener da gestern gesungen haben, so bin ich doch übermäßig zufrieden mit dem Ergebnis. Ich hätte nicht gedacht, dass eine harte Rocknummer auf Nummer Eins klettern würde. Noch erstaunter bin in, dass meine eigentlichen zwei Favoriten beide unter den Top 10 zu finden sind. Das tröstet beinahe über den bescheidenen Pegel heute früh hinweg. Aber leider nur fast.
Der Regen fiel zu bescheiden aus. Die Lassing lässt weiter auf sich warten. Während wir beim Frühstück die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausloten, legt der Regen derweilen gewaltig zu. Das macht die Entscheidung nicht gerade einfacher. Wo zieht der Pegel zuerst an? Klausgraben ist der einzige Verlauf, der leicht nach oben schwänzelt. „Bis wir ins Boot steigen ist er fahrbar.“ Diese Aussage spaltet die Gemüter. Einerseits lockt die Aussicht auf die Lassing, andererseits liegt Klausgraben ohnehin am Heimweg.
Schließlich setzt sich die gemütliche Partie durch und die Salza bekommt den Zuschlag. Für die Lassing hätten wir ohnehin noch mehr Zeit verstreichen lassen müssen, bis der Regen auch tatsächlich im Flussbett ankommt. Am Einstieg kurz oberhalb von Greith, erwartet uns bestes Wetter. 5°C, dichte Wolken und Regen. Das Pfingstwetter zeigt sich erneut von der besten Seite. Wenigstens geht das Einsteigen dadurch schneller. Keiner will unnötig länger als unbedingt notwendig im Regen stehen, wenn es unter der Spritzdecke trocken und warm ist.
Die ersten Kilometer sind geprägt von langen, breiten und meist unspektakulären Kurven. Die Ufer sind gerade, nur wenige Kehrwässer laden zum Spielen ein. Dennoch schafft es der Chili auch auf unscheinbares Dümpeln ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Heute dürfen Philipp und Julian das neue Boot malträtieren. So kommt es, dass sich die Anwesenden recht schnell in eine flotte Fahr- und eine langsamere Spielgruppe aufteilen. Kurz vor der Einfahrt in den eigentlichen Graben, legen wir einen längeren Stopp ein und vollziehen einen aufwendigen Bootsaustausch. Bis wir damit fertig sind ist der Rest der Gruppe inzwischen weit außer Hör- und Sichtweite.
Als wir die Fahrt fortsetzen hat der Regen inzwischen nachgelassen. Zwischen den steilen Felswänden und Schotterrutschen fällt das aber kaum auf. Überall um uns herum tropft und plätschert es. Wäre die Temperatur nicht so verräterisch niedrig könnte man bei den Nebelschwaden Gedanken an tropische Breitengrade bekommen. Bei einem großen Kehrwasser etwa in der Mitte des Klausgraben treffen wir dann wieder auf den Rest der Gruppe. Wir versuchen uns noch an ein paar Kerzelübungen bevor in flotter Fahrt Richtung Ausstieg aufbrechen.
Die hier zahlenmäßig vermehrt auftretenden Kehrwässer werden vom Großteil der Gruppe nur mehr sehr stiefmütterlich behandelt. Kaum jemand macht sich noch die Mühe einer Spielstelle hübsche Augen zu machen. Anscheinend ist allen kalt. Ich kann es verstehen. Ich ignoriere meine vor Kälte schmerzenden Finger schon seit Beginn der Fahrt. Mit der letzten Kehre öffnet sich das Tal und gibt den Blick wieder auf die umliegenden Berghänge frei. Das Panorama hält sich aber in Grenzen. Dort wo gerade keine grauen Wolken mehr am Horizont hängen, blitzend die sterbenden Schneereste des Winters hervor.
Bei der Einmündung des Rotmoosbachs beenden wir die Fahrt. So schnell wie das Einbooten abläuft, so zügig funktioniert auch das Ausbooten. Das Bedürfnis nach trockenem Gewand ist groß. Bei der anschließenden Autofahrt fällt auf, dass nach dem Regen sogar der Rotmoosbach ausreichend Wasserführung hätte. Große Zweifel über die Wahl der heutigen Strecke kommen aber nicht auf. Die Temperatur hätte uns auf anderen Strecken wohl nur noch mehr zugesetzt. Müde und etwas ausgefroren pendeln wir die Autos aus.
Während sich der Rest der Gruppe entweder zurück ins Zelt oder auf den Heimweg begibt, zieht es Philipp, Fiona und Julian zurück in den Kajakshop. Irgendwie müssen wir das fremde Boot auf unserem Dach wieder loswerden. Bei dieser Gelegenheit investieren wir auch gleich in neue Ausrüstungsgegenstände. Den krönenden Abschluss dieses Wildalpen-Wochenendes holen wir uns in Form eines Zwiebelrostratens im Gasthof zum Krug. Zugegeben, das Essen ist doch ein großer Teil des Wildalpen-Erlebnisses. Aber es will verdient sein. Mal sehen auf welchem Bach wir uns das nächste Mittagessen verdienen werden. Bis dahin.
Euer Paddelclub Pernitz