Normal 0 false false false DE-AT X-NONE AR-SA Die liegt daheim!
Eigentlich sollten wir uns schämen. Das uns sowas noch passiert. Jahrelang haben wir einen solchen Fopar erfolgreich vermieden, und jetzt das! Ich schätze irgendwann musste es wohl dazu kommen. Das hat man also davon, wenn man Ausfahrt für Ausfahrt neue Boote testet und entsprechend Equipment von allerhand verschiedenen Leuten ausborgen muss. Man steht ohne Spritzdecke dar. Und auch wenn es Fiona ist, die nun ohne Röckchen am Ufer steht, so muss ich mir gleichermaßen die Schuld daran eingestehen, dass ich mit Martin nun erneut, zum zweiten Mal, mit dem Auto Richtung Saggraben fahre.
Zum eigentlichen Problem: Fiona fährt zurzeit fremd und betrügt ihren Kendo mit einem Pyranha Amo. Dessen Luke ist etwas größer und daher nicht zu verschließen mit dem im kunstvollen 80er-Look bemalten Neoprenfetzen, den sie sich sonst um die Hüfte schnallt. Als Ersatz diente ihr zuletzt meine alte Spritzdecke, an die aber sowohl ich als auch Fiona nicht gedacht hatten, da wir ja ohnehin der unausgesprochenen Meinung waren, dass sich der jeweils andere darum kümmern wird. Und zu allem Überfluss hat auch keiner eine Ersatzspritzdecke mit. Niemand außer Martin.
Dessen Auto steht aber bereits beim Ausstieg, weshalb wir die ohnehin schon übliche Verspätung weiter ausdehnen, indem wir die Strecke zum Auspendeln erneut abfahren. Immerhin läuft uns das Wasser nicht davon. Der Pegel liegt ohnehin beinahe am Boden. Martin, Lorenz und Fiona müssen sich derweilen gedulden. Immerhin gelingt es uns durch die spätere Abfahrt ein kurzes Treffen mit Yasmin, die gerade eine Gruppe Touristen mit dem Raft an uns vorbeisteuert. Sie wird uns erst morgen begleiten.
Wir versuchen Yasmin´s Raft zu folgen scheitern aber bereits nach der ersten Stromschnelle, in der wir uns in intensiven Kerzelübungen verlieren. Wolkenloser Himmel und vergleichsweise warmes Wasser lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Auch auf den folgenden Flusskilometern kommt kein Grund für Eile auf. Kurz vorm Lawinenschwall dann die Überraschung. Die Moosrutsche hat genügend Wasser. Und schon sitzen wir im nächsten zeitintensiven Kehrwasser und drehen unsere Runden. Sogar Fiona, beflügelt von der Performance des neuen Boots, traut sich die Welle zu queren.
Der vorläufige Höhepunkt passiert mir, als ich samt Boot im Lawinenschwall auf Grund laufe. Der geringe Wasserdruck machts möglich. Zwischen den weit herausragenden Steinen und den resultierenden Kehrwässern kann man nicht nur ideal Surfen, sondern auch leicht übersehen, dass der Stein doch länger ist als erwartet. So kommt es, dass meinem Versuch über das Felsenhindernis zu Boofen, auf halbem Weg der Schwung ausgeht. Etwas deplatziert aber durchaus dekorativ genehmige ich mir eine kurze Pause bevor wir den Lawinenschwall endgültig verlassen.
Nun ziehen wir das Tempo wieder etwas an, nur um uns kurze Zeit später in einer Surfwelle unter dem Petrus erneut eine ausgiebige Dusche zu genehmigen. Die Wassermenge ist ideal, weshalb sich auch Fiona, ermutigt von den Mitpaddlern, in die Welle traut. Diesmal sogar so weit, dass sie richtig zum Surfen beginnt, mit allem was dazu gehört: Bug unter Wasser, Heck in der Höhe, leicht angespannte Haltung und ein Grinser, sobald die Welle sie wieder freigibt. Da hat wohl jemand Gefallen daran gefunden.
Unermüdlich geht es weiter. Waschmaschine, lange Gasse und Hexe werden im selben Tempo abgespult und nicht ohne, dass sich zumindest einer der Kandidaten mit dem Bug in die Lüfte erhebt. Am Campingplatz Saggraben angekommen ist die Fahrt immer noch nicht vorbei. Wir haben das Auto zwei Kehren weiter unten abgestellt, um auch noch den letzten zusätzlichen Flusskilometer mitnehmen zu können. Und obwohl die Schwierigkeiten hier weiter abnehmen, sind es doch die wunderschönen Kehrwasserlinien, die einem kreativen Kopf hier jegliche Restkräfte aus dem Körper ziehen.
Als wir endlich am Ufer anlanden und die Boote vor dem Auto ablegen bin ich fertig. Meine Arme sind nach über 3 Stunden spürbar ausgelaugt. Mir steht eigentlich nur mehr der Sinn nach einem guten Essen und trockenem, aber vor allem aber sauberem Gewand. Also fahren wir zum Laussafall.
Wir verlassen den Laussafall wieder und bewegen uns Richtung Campingplatz. Auf dem Weg zurück genehmigen wir uns noch ein kurzes Bier. Dann nimmt Martin Abschied. Als Unterstützung für unsere abendliche Grillerei kommt Yasmin noch auf einen kurzen Sprung vorbei. Begleitet von weiterem Alkoholkonsum berichten wir uns gegenseitig von unseren vergangenen Ausfahrten und setzen Pläne für die nächsten Ausfahrten. Genauer gesagt für morgen.
Normal 0 false false false DE-AT X-NONE AR-SA Versenkt!
Der nächste Morgen beginnt typisch für Wildalpen. Tiefe Wolken, klatschnasse Wiesen und qualmende Feuerstellen vom Vorabend. Ich erlebe beinahe ein Deja-Vu als ich Fiona aufwecke, um ihr vorzuschlagen noch schnell das Zelt zu verstauen, bevor der gröbste Regen einsetzt. Und erneut macht sich das Frühaufstehen bezahlt. Nur kurze Zeit später setzt starker Nieselregen ein. Uns kann das inzwischen egal sein. Der Großteil liegt bereits trocken im Auto. Nur Martin scheint sich an dem Niederschlag zu stören.
Obwohl sein Camper regenfest ist, steht ihm bei der derzeitigen Witterung nicht nach paddeln. Glücklicherweise ergibt sich gerade eine längere Regenpause als wir beschließen aufzubrechen. Diese reicht aus, um Martins Motivation einen kleinen Schub zu verpassen und ihn bei uns ins Auto zu setzen. Außerdem verspricht die Wetterprognose ohnehin leichte Besserung im Verlauf des Tages. Um es trotzdem nicht zu übertreiben, verlegen wir den Start nach unten zum Petrus. Dann müssen wir dem widrigen Wetter nicht allzu lange trotzen. Auf dem Weg dorthin holen wir noch Yasmin aus Palfau ab.
Die Regenpause hält gerade lang genug, um alle ins Boot zu locken. Kurz nach dem Ablegen beginnt nämlich auch schon wieder leichter Nieselregen. Jetzt wo wir aber ohnehin schon im Wasser sitzen, stört er uns nicht mehr. Im kunterbunten Treiben der Pertus-Welle achtet ohnehin niemand mehr aufs Wetter. Allerdings fällt die Begeisterung, mit der wir unser Heck im Wasser versenken etwas geringer aus als gestern noch. Dennoch lassen wir es uns nicht nehmen jeder noch so brauchbar anmutenden Welle mindestens einen Besuch abzustatten.
Aufgrund geringer Spielaktivität kommen wir schneller voran und finden uns recht flott am Eingang zur Schlucht wieder. Zwischendurch konnten wir sogar kurzfristig die Sonne hinter der dicken Wolkendecke ausmachen. In der Schlucht selbst haben sich jedoch leichte Nebelschlieren breit gemacht die auch zu Mittag noch hartnäckig Bestand haben. Sie tauchen die Landschaft in eine geheimnisvolle Regenwaldatmosphäre, die sich lediglich durch die niedrige Wassertemperatur von einem echten Regenwald unterscheiden lässt.
Beflügelt und noch immer gepusht vom gestrigen Adrenalinpegel nutze ich die Kernleiten, um ein paar Kerzelübungen durchzuführen. Die verwirbelten Pilze am Ausgang bieten ideale Verschneidungen, um das Heck unterzutauchen und es gelingt mir sogar eine 90° Kerze mit Rücken am Wasser liegend. Wer hätte gedacht, dass der ehemalige Angstgegner mal zur Spielstelle wird. Positiv überrascht probiere ich dasselbe zugleich im zweiten Abfall direkt nach der berüchtigten Hexe.
Hier unterschätze ich jedoch die Wucht der schrägen Kehrwasserlinie und finde mich sogleich verkehrt unter Wasser wieder. Überrascht von der Kenterung und behindert durch den Auftrieb des eigenen Körpers bringe ich es nicht fertig das Paddel samt Körper auf eine Seite des Bootes auszurichten. Der Rollversuch misslingt, bevor er überhaupt begonnen hat und so erlebe ich meinen zweiten Schwimmer auf der Salza innerhalb weniger Wochen. Ich ärgere mich, vor allem nach dem gestrigen Rollerfolg, kann mich aber damit trösten, dass es ohnehin nur eine missglückte Spielerei war.
Wenig später kann ich meine Rollkünste aber wieder unter Beweis stellen, als ich bei einer Karambolage mit Lorenz als Verlierer hervorgehe. Interessanterweise haben wir die Angewohnheit immer dieselben Kehrwässer anzufahren und uns somit gekonnt gegenseitig die Linie zu verbauen. Erinnerungen an die Lieserbefahrung werden wieder wach. Offenbar hat Lorenz ein ähnliches Flashback denn schon kurze Zeit auf unseren ersten Zusammenstoß wiederholt sich unsere Begegnung. Und wie einst Darth Wader und Obi-Wan aufeinander trafen haben sich diesmal auch unsere Rollen vertauscht.
Eine schräge Walze verspricht ein leichtes Kerzeln und lockt uns beide in ihre Fänge. Während ich mich frontal in den Wasserlauf stelle und zu Surfen beginne, erwischt es Lorenz seitlich und er kentert. Zwischen den Verschneidungen der beiden Strömungen läuft Lorenz verkehrtes Boot direkt auf mich zu. Nach dem ersten gescheiterten Rollversuch beschließe ich den Abstand nicht allzu groß zu machen, um ihm Notfalls mit meiner Schnauze eine Bauernrolle zu ermöglichen. Die Idee war gut gemeint führte aber dazu, dass nun auch ich neben Lorenz und den Verschneidungslinien in Bedrängnis kam und umgeworfen wurde.
Nun lagen wir beide unter Wasser und das wohl direkt nebeneinander, wenn man den Erzählungen unserer Zuschauer Glauben schenken darf. Was ich nicht mitbekam war, dass Lorenz offensichtlich auf die Seite aufzurollen versuchte, auf der ich gerade mit meinem Rollversuch zugange war. Bis ich jedoch mit meiner Rolle abgeschlossen und Lorenz wieder Platz gemacht hatte, war ihm längst die Luft ausgegangen. Ihm blieb nichts anderes übrig als auszusteigen und seine Reise getrennt vom Boot fortzusetzen.
Während mein Kopf sich wunderte ob das wohl die verdiente Revanche für die Seebodenstufe auf der Lieser war, schob mein Körper Lorenz Boot mit aller Kraft ins erstbeste Kehrwasser wo mir Fiona half es festzumachen und auszuleeren. Aus irgendeinem Grund war Lorenz auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses angelandet. Das war der Moment in dem Martins Motivation einen ungeahnten Überraschungsauftritt hinlegte und er uns erklärte, dass er das Boot auf die andere Seite abschleppen wollte.
Und auch wenn ich bis dato immer wieder von Martins fahrerischen Leistungen positiv überrascht gewesen bin, so war mir bei der Idee des Abschleppens nicht ganz geheuer. Unbegründet wie sich erwies. Auch Abschleppen hat Martin mit dem Aufblaskajak voll im Griff. Erneut erstaunt mich was mit einem Gumotex so alles möglich ist. Kurzerhand später sitz Lorenz wieder im Boot und wir beenden die gemeinsame Ausfahrt. So leicht sich die Bergung des führerlosen Bootes auch gestaltet hat, umso schwerer stellt sich nun die Suche nach einem Mittagessen heraus.
Der Imbiss am Campingplatz ignoriert uns gekonnt für eine Viertelstunde, sodass wir beschließen nach Palfau zu fahren. Dort macht uns leider eine Hochzeitsgesellschaft einen Strich durch die Rechnung, sodass wir in der Kartoffelhütte landen. Sehr zur Freude Fionas. Yasmin bekommt dadurch leider nicht ihr ersehntes Schnitzel wird aber durch unsere Essensreste vom Camping entschädigt. Danach heißt es Verabschieden. Yasmin bleibt, während wir uns wieder zurück in die Heimat begeben. Sicher sehen wir uns schon bald wieder. Bis dahin.
Euer Paddelclub Pernitz