Öfters hier? Nein, zum ersten Mal
Der dritte und letzter Tag in den Phyrn-Eisenwurzen ist angebrochen. Heute Abend macht sich unsere Gruppe bereits wieder auf den Heimweg. Bevor wir aber unsere Zelte abbrechen steht noch eine Befahrung der oberen Steyr auf dem Programm. Beste Bedingungen liefert nicht nur das Wetter sondern auch der Pegelstand von 108cm in Kniewas. Auch heute sind wieder Pietr, Lorenz, Marcel, Philipp und Fiona dabei. Lediglich Beate lässt uns heute hängen. Die gestrige Befahrung der Teichl hat ihr gezeigt, dass die notwendige Sattelfestigkeit für die Steyr womöglich nicht ausreichend gegeben ist. Stattdessen komplettiert Florian unser Sextett.
Die einzige weiter Änderung im Line-Up ist Marcels Ausrüstung. Nach einer längeren gruppenübergreifenden Belustigung über bestimmte Löcher an bestimmten Stellen seines Neoprenanzugs, schlüpft er heute in seinen nagelneuen Trockenanzug. Vielleicht war die Wahl der Außenhaut aber auch vom Schwierigkeitsgrad des Gewässers getroffen worden. Es wäre durchaus möglich, dass er einem möglichen Schwimmer mit durchgängig geschlossenem Anzug entgegentreten wollte. Vielleicht erklärt das auch, warum er sich der Steyr in seinem gelbem Burn und nicht wie gewohnt im roten Kendo stellt.
Unterwegs besichtigen wir das berühmte Sagmeister Wehr. Ein Kastenwehr mit gemauerter Staustufe auf der sich eine betonierte Bootsrutsche befindet. Praktisch, jedoch nur, wenn man auch weiß, wo sie sich befindet. Was von außen klar ersichtlich ist, lässt sich vom Boot aus nur schwer erahnen. Als Orientierungshilfe werden Baumkonstellation am gegenüberliegenden Ufer einstudiert: „3 Bäume mit einer Birke in der Mitte und davon im rechten Winkel bis zur Mauer.“ Klingt doch gut. Auf zum Einstieg.
Der Einstieg erfolgt nur kurz unterhalb des Stromboding-Wasserfalls. Hinter einem größeren Felsblock hat sich bereits eine kleine Schlange gebildet, die alle dasselbe Kehrwasser als Einstieg nutzen wollen. Leider versperrt besagter Felsblock den Blick auf den Wasserfall. Pietr hingegen hat perfekt Sicht. Er spart sich den kräftigen Einstiegsschwall und steigt unterhalb der Fußgängerbrücke ins Boot. Die Ausfahrt aus dem Kehrwasser dauert ähnlich langsam. Ein niedriger Wasserstand macht den Weg in die Hauptströmung steinig und mühsam. Als sich der Wasserfall endlich hinter den Felsen hervorschiebt greift auch schon die Strömung. Fürs Genießen der Aussicht bleibt keine Zeit. Zwischen Einschwingen, Linie finden und Durchtauchen vergehen nur wenige Sekunden. Und schon sitz man im Kehrwasser und wartet auf den Rest der Gruppe.
Und auch die meistern den wuchtigen Schwall alle problemlos! Es kann weitergehen. Die Steyr bleibt wuchtig und führt uns wenige hundert Meter durch eine felsenbegrenzte Schlucht. Große Felsen, scharfe Kehrwässer und wuchtige Schwälle folgen dicht aufeinander. Ehe man weiß, wie man sie am besten nutzt ist der größte Spaß auch schon vorbei. Auch wenn mich ein unscheinbares Kehrwasser beim Kerzeln samt Kopf verschlungen hat, so nehmen die Schwierigkeiten nun kontinuierlich ab. Abhilfe schafft die Wehr. Wie ein Wünschelrutensucher richte ich die Spitze meines Bootes nach besagter Baumkonstellation aus und taste mich nach vorne an die Staumauer auf der Suche nach Störungszonen in der Abrisskante, welche einer Durchfahrt andeuten könnten.
Es dauert, aber kurz vor der eigentlichen Mauer zeigt sich dann die Einfahrt. Ich liege leicht versetzt, muss also nochmals umdrehen und erneut anfahren. Dafür geht es dann in einem Schwung, ohne Berührung der Seitenbande, bis runter ins Unterwasser. Als Vorbote kann ich die nachfolgenden Paddler nun einweisen. Das funktioniert mal besser und mal weniger genau. Dennoch schafft es die gesamte Gruppe wie Entenküken im Gänsemarsch wohlbehütete hinunter in den Teich. Nach der Aufregung folgt erneut gemütlicheres Wildwasser.
Erst wenige Kilometer später sorgen die ersten Schlüsselstellen erneut für steigende Adrenalinpegel. Wir booten aus und erkunden mögliche Linien. Direkt unter einer Fußgängerbrücke befindet sich ein enger Abfall mit einer Walze mit nur wenige Spielraum zur Felswand auf der rechten Seite. Nach einer kurzen Verschnaufpause folgt eine weitere Schwallstrecke mit teils herausragenden Felsenplatten. Im unteren Teil lässt sich eine Chicken Line erkennen, wenn auch nicht wirklich überzeugend. Oben ist kein Platz für Spielraum.
Dennoch kommt die gesamte Partie trocken durch den verwalzten Abfall. Im unteren Teil wird Pietr, die Chicken Line zum Verhängnis. Er und sein Boot sitzen auf einer der seicht überspülten Felsplatten auf. Halb in der Strömung und gerade doch nicht, hat er Mühe nicht verkehrt aus der Schlüsselstelle wieder auszufahren. Auch Fiona war sicher froh darüber ihren sonst üblichen Kendo gegen den etwas voluminöseren Party Rexy von Julian eingetauscht zu haben. Sonst hätte sie bestimmt auch nicht die direkte Linie genommen.
Das Kunststück gelingt und die nachfolgenden Kilometer sind gesäumt von gemütlichen Spielereien und landschaftlichen Tiefblicken. Die nächste Schlüsselstelle wartet erneut unter einer Brücke. Ein verblockter Katarakt mit mittigem Felsrücken teilt die Steyr in zwei Linien. Nachdem die Rechte von oben schwerer einzusehen ist, weichen wir nach links aus. Die Linie fühlt sich unsauber an. Sie ist zwar weniger wuchtig dafür aber mit Steinkontakt versehen. Nachträglich betrachtet wäre die wuchtige Linie auf der rechten Seite sicher auch spaßig gewesen.
Zeit zum Ärgern bleibt aber kaum. Nach der nächsten Kurve folgt auch schon der Dirnbacher Rechen. Es mag am nüchternen Wasserstand liegen, aber irgendwie hatte ich mir bei diesem Namen mehr erwartet. Wir umschiffen ihn links und genießen ein paar ausgiebige Spielereien im nachfolgenden Katarakt. Wenige Kilometer später laufen unsere Boote am seichten Uferschotter des Klausner Stausees auf Grund.
Die Boote wandern ohne Umwege zurück auf den Dachträger und die Besatzung schwärmt aus, um die verbliebenen Autos vom Einstieg auszupendeln. Das nasse Neopren darf inzwischen am Maschendrahtzaun vor sich hin trocknen. Schließlich steht heute noch ein weiterer Einsatz am Plan. Denn obwohl wir die Pyrn-Priel Region heute bereits verlassen, so tun wir das nur, um morgen noch einen Abstecher über das Salzatal zu unternehmen. Und auf dem Weg dorthin beabsichtigt Lorenz sich noch einen langgehegten Wunsch zu erfüllen: Den Laussafall!
Euer Paddelclub Pernitz
Dieser Beitrag ist Teil der Serie:
Pfingstpaddeln 2023
Hier geht es zu den anderen Teilen